Bischof Adomeit: Reisesegen begleitet bei Schritt ins Ungewisse

Nachricht 22. Juli 2025

Oldenburg (epd). Auch in modernen Zeiten sind nach Ansicht des Oldenburger Bischofs Reisen oft mit einem Schritt ins Ungewisse verbunden. Aus diesem Grund seien Reisesegen beliebt, die manche Kirchengemeinden in den Ferienzeiten anbieten, sagte der evangelische Bischof im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). „Jede Reise bedeutet Loslassen des Vertrauten und Sich-Einlassen auf Unbekanntes.“

Schon im Alten Testament der Bibel werde von Aufbrüchen berichtet, sagte Adomeit, der auch Ratsvorsitzender der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen ist. „Immer dann, wenn Menschen aufbrachen - ob Abraham ins Unbekannte, Mose mit seinem Volk aus Ägypten oder Josua in ein neues Land - wurden sie mit Gottes Zuspruch begleitet.“ Trotz aller Planungen verbänden auch heute noch Menschen im Segen ihre Hoffnung und ihr Vertrauen darauf, dass Gott mit ihnen geht.

Grundsätzlich könne jeder Mensch einem anderen etwas Gutes zusprechen und ihn unter Gottes Schutz stellen, erläuterte der Bischof. Dies geschehe im Alltag oft selbstverständlich: „Wenn Eltern ihre Kinder verabschieden und ihnen noch einmal zuwinken oder “Komm gut an„ zurufen, wenn Freunde sich umarmen und “Pass auf dich auf„ sagen - das alles trägt bereits die Kraft eines Segens in sich.“ Allerdings gebe es im kirchlichen Rahmen auch formale Segenshandlungen, etwa bei Taufen, Trauungen oder Ordinationen.

Sogar digital sei das Segnen möglich, ergänzte Adomeit. Zum Beispiel machten Rundfunk- und Fernsehgottesdienste deutlich, dass die Kraft des Segens auch medial vermittelt werden könne. Digitale Gottesdienste während der Corona-Pandemie hätten gezeigt, dass Segenshandlungen auch über Entfernung Menschen tief berühren könnten. „Entscheidend ist nicht die räumliche Nähe, sondern die Verbindung, die im Glauben und in Gottes Geist entsteht.“

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epd-Gespräch: Karen Miether

Oldenburg (epd). Urlaubszeit ist Reisezeit - vielerorts geben Kirchengemeinden den Menschen einen Segen mit auf den Weg. Vor allem in der katholischen und der orthodoxen Kirche gilt der Heilige Christophorus als Schutzpatron der Reisenden. An seinem Gedenktag am 24. Juli werden deshalb mancherorts Reisende mitsamt ihren Fahrzeugen gesegnet. Was es mit dem Segen auf sich hat, erläutert der Oldenburger evangelische Bischof Thomas Adomeit im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd).

epd: Herr Adomeit, zum Urlaub gibt die Kirche oft den Menschen Reisesegen mit auf den Weg. Woher kommt die Tradition, Menschen einen Segensspruch mitzugeben, der sie begleitet?

Thomas Adomeit: Die Tradition des Reisesegens geht zurück auf die biblische Praxis des Abschieds- und Geleitsegnens im Alten Testament. Immer dann, wenn Menschen aufbrachen - ob Abraham ins Unbekannte, Mose mit seinem Volk aus Ägypten oder Josua in ein neues Land - wurden sie mit Gottes Zuspruch begleitet. Der Segen drückt aus, dass Gott mitgeht und die Reisenden begleitet.

Auch heute symbolisiert der Segen den Wunsch nach Gottes Begleitung, nach Schutz und Unterstützung bei allem Unvorhergesehenen auf unserem Weg. Wichtig dabei ist: Segen ist kein magisches Versprechen auf Erfolg oder Schutz vor allem Übel, sondern eine Zusage, dass Gott uns auch in schwierigen Zeiten nahe ist und trägt.

epd: Was bedeutet es genau, jemanden zu segnen, im Christentum und auch in anderen Religionen?

Adomeit: Segnen bedeutet im Kern, jemandem etwas Gutes zuzusprechen. Das griechische Wort im Neuen Testament „eulogein“ heißt wörtlich „Gutes sagen“. Im lateinischen heißt es „benedicere“. Im Christentum ist Segnen mehr als ein guter Wunsch; es ist verbunden mit der Verheißung der Nähe Gottes. Gottes Segen ist Ausdruck seiner Zuwendung und Liebe. Er wird gespendet und empfangen als Zuspruch, als Kraftquelle und als Trost.

In anderen Religionen gibt es ähnliche Praktiken. Der islamische Segen etwa, die „Baraka“, bezeichnet eine göttliche Gnade oder Wohltat, die auf Menschen oder Orte übergeht.

epd: Kann jede und jeder anderen Menschen Segen spenden, oder ist das an spezielle Voraussetzungen geknüpft?

Adomeit: Grundsätzlich kann jede und jeder segnen. Denn jeder Mensch kann einem anderen etwas Gutes zusprechen und ihn unter Gottes Schutz stellen. Entscheidend ist dabei nicht ein besonderer Status, sondern die innere Haltung des Glaubens und des Vertrauens auf Gott. Jeder kann also zum Medium von Gottes Liebe werden. Dies geschieht oft ganz alltäglich und selbstverständlich: Wenn Eltern ihre Kinder verabschieden und ihnen noch einmal zuwinken oder „Komm gut an“ zurufen, wenn Freunde sich umarmen und „Pass auf dich auf“ sagen - das alles trägt bereits die Kraft eines Segens in sich.

Allerdings gibt es im kirchlichen Rahmen auch formale Segenshandlungen, etwa bei Taufen, Trauungen oder Ordinationen. Doch im alltäglichen Leben ist jeder Mensch aufgerufen, anderen segnend zu begegnen - ob mit Worten, Gesten oder Blicken, die Nähe und Zuversicht vermitteln.

epd: In früheren Zeiten wurden auch Waffen und Heere gesegnet. Was und wer wird denn heute alles gesegnet?

Adomeit: Das Segnen von Waffen und Heeren war ein großer Irrtum und Missbrauch des Segensbegriffs. Heute werden in der evangelischen Kirche keine Waffen oder Gegenstände an sich gesegnet. Gesegnet werden allein Menschen - vor allem in Übergängen und zu besonderen Zeiten. Genauer: Wir erbitten Gottes Segen!

epd: Geht das Segnen auch digital?

Adomeit: Ja, segnen ist auch digital möglich. Schon lange wird etwa in Rundfunk- und Fernsehgottesdiensten deutlich, dass die Kraft des Segens auch medial vermittelt wird. Digitale Gottesdienste während der Pandemie haben gezeigt, dass Segenshandlungen auch über Entfernung hinweg wirksam sind und Menschen tief berühren. Entscheidend ist nicht die räumliche Nähe, sondern die Verbindung, die im Glauben und in Gottes Geist entsteht.

epd: Was leitet Menschen, die sich einen Segen für ihre Reise wünschen?

Adomeit: Menschen wünschen sich vor allem deshalb einen Segen, weil jede Reise ein Schritt ins Ungewisse ist. Jede Reise bedeutet Loslassen des Vertrauten und ein Sich-Einlassen auf Unbekanntes. In der Soziologie spricht man vom „Unverfügbaren“: Das Leben bleibt trotz aller Planungen letztlich ungewiss. Gerade hier wünschen sich Menschen eine Sicherheit, die über das Planbare hinausgeht - die Zusage göttlicher Begleitung und Fürsorge. So verbinden Menschen im Segen ihre Hoffnung und ihr Vertrauen darauf, dass Gott mit ihnen geht.

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