Osnabrück, Hannover (epd). Niedersachsen begeht am Wochenende (29. bis 31. August) in Osnabrück sein 38. Landesfest. Mehr als 200 Vereine, Gruppen und Initiativen wollen sich beim „Tag der Niedersachsen“ präsentieren. Zwischen Rathaus, Dom und Osnabrück-Halle wollen sie den etwa 400.000 erwarteten Gästen Musik, Sport, Kultur und viele Mitmachaktionen anbieten. Das Bürgerfest wurde 1981 ins Leben gerufen, unter anderem um die kulturelle Identität des Bundeslandes zu festigen. Ministerpräsident Olaf Lies wird es am Freitag offiziell eröffnen. Im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd) erklärt der SPD-Politiker, warum das Fest gerade in diesen Zeiten wichtig ist.
epd: Herr Ministerpräsident, der Tag der Niedersachsen soll in diesem Jahr etwa 1,2 Millionen Euro kosten, von denen je ein Drittel das Land, die Stadt Osnabrück und Sponsoren tragen. Wozu braucht man in Zeiten knapper Kassen ein solches Fest?
Olaf Lies: Der „Tag der Niedersachsen“ gehört einfach zu unserem Land dazu - seit über 40 Jahren feiern wir mit diesem Fest, was Niedersachsen ausmacht: unsere Kultur, unsere Geschichte und die Vielfalt, die uns prägt. Gerade jetzt, wo oft über Unterschiede gesprochen wird, sind solche Feste wichtig. Sie bringen Menschen zusammen, schaffen Begegnungen und zeigen, wie viele sich jeden Tag für ein gutes Miteinander einsetzen. Das macht mich stolz und gibt Hoffnung für die Zukunft.
Das ist auch die Botschaft, die wir selbstbewusst nach außen tragen können. Deshalb ist der „Tag der Niedersachsen“ für mich eine Investition in unser Zusammenleben und den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Die Kosten tragen Land, Stadt und Sponsoren gemeinsam. Wie viel am Ende wirklich ausgegeben wird, wissen wir erst nach dem Fest.
Übrigens: Alle Angebote beim „Tag der Niedersachsen“ sind kostenlos, und auch der Nahverkehr in Osnabrück ist gratis. Ich lade alle herzlich ein, vorbeizukommen und die Vielfalt Niedersachsens selbst zu entdecken.
epd: Das Fest wird vor allem von Ehrenamtlichen getragen. Was bedeutet das in Zeiten, in denen Vereine immer mehr Probleme haben, Ehrenamtliche zu gewinnen?
Lies: Ohne Ehrenamt läuft in Niedersachsen nichts - über drei Millionen Menschen engagieren sich hier regelmäßig, ob im Sport, in der Kultur oder beim Katastrophenschutz. Sie sorgen dafür, dass das Leben in unseren Städten und Dörfern funktioniert und machen unser Land lebenswert. Das verdient Respekt und Anerkennung - und das zeigen wir auch beim „Tag der Niedersachsen“.
Das Fest ist eine tolle Gelegenheit für Vereine und Initiativen, sich zu präsentieren und neue Leute zu gewinnen. Es ist eine Bühne, auf der man zeigen kann, was das Ehrenamt alles leistet. So werden vielleicht auch andere motiviert, mitzumachen. Der „Tag der Niedersachsen“ hilft also dabei, Nachwuchs zu finden und das Ehrenamt zu stärken.
epd: Beendet wird das Fest mit einem „Umzug der Vielfalt“. Warum ist Vielfalt wichtig und wo hat sie vielleicht Grenzen?
Lies: Der „Umzug der Vielfalt“ am Ende des Fests zeigt ganz deutlich, was Niedersachsen ausmacht: Unterschiedliche Menschen, Kulturen und Ideen kommen zusammen und machen unser Land lebendig und spannend. Vielfalt ist wichtig, weil sie uns neue Perspektiven bringt, uns kreativ und offen hält und dafür sorgt, dass wir gemeinsam Lösungen finden - egal, woher wir kommen oder wie unterschiedlich wir sind.
Natürlich gibt es auch Grenzen: Damit das Zusammenleben klappt, brauchen wir gemeinsame Regeln und Werte, wie sie im Grundgesetz stehen. Die Grenze verläuft für mich an der Stelle, wo Ausgrenzung beginnt, die zu Ressentiments und im schlimmsten Fall zu Hass und Hetze führen. Vielfalt funktioniert nur dann, wenn wir respektvoll miteinander umgehen und uns an diese Grundsätze halten. So wird aus Unterschiedlichkeit echte Stärke, die verbindet - und das feiern wir beim „Tag der Niedersachsen“ ganz bewusst.
epd-Gespräch: Martina Schwager