Der Niedersächsische Landesbeauftragte gegen Antisemitismus und für den Schutz jüdischen Lebens, Dr. Gerhard Wegner, warnt vor einer Instrumentalisierung des Krieges in Gaza:
"Es ist verständlich, dass Menschen angesichts der humanitären Katastrophe in
Gaza Israels militärisches Vorgehen kritisieren. Natürlich hat die
Terrororganisation Hamas das Elend ausgelöst, aber klar ist jetzt auch: Dieser
Krieg muss umgehend beendet und Hilfslieferungen im großen Ausmaß
ermöglicht werden. Die Geiseln müssen unverzüglich freigelassen werden, das
Leiden der Menschen in Gaza und Israel endlich ein Ende haben. Es braucht
sofortige umfassende humanitäre Hilfe, auch zum Wiederaufbau. Viele
Jüdinnen und Juden in Niedersachsen empfinden Mitgefühl mit den leidenden Menschen in Gaza und fordern ein Ende des Krieges sowie sofortige
humanitäre Hilfen!
Nicht verständlich ist aber auch, dass diese Situation zur Anstachelung von
Antisemitismus – und auch zum antimuslimischen Rassismus – in unserem Land
missbraucht wird. Der Krieg in Gaza wird von interessierten Gruppen aller
Seiten immer mehr zum Anstacheln des Hasses gegen Jüdinnen und Juden in
Niedersachsen genutzt. Wir dürfen nicht zulassen, dass Jüdinnen und Juden bei
uns mit wachsendem aggressivem Hass überzogen werden. Manche werden
derzeit in aller Öffentlichkeit, auf der Straße, in der Bahn, in der Schule, in der
Universität bedroht, wenn sie sich als Jüdinnen und Juden zu erkennen geben.
Andere werden als Kindermörder beschimpft. Einen Davidstern verbergen sie
unter einem Schal, die Kippa wird abgesetzt.
Zu oft wird ein Vergleich von Holocaust Verbrechen und der Situation in Gaza
gemacht, als wären Juden heute die neuen Nazis. Mindestens 23 % der
Deutschen stimmten im Jahr 2024 einer Gleichsetzung von Israel und
Nazideutschland zu! Eine wahrhaft unglaubliche, menschenverachtende Identifikation, die den Judenhass weiter antreibt. Rechtsradikale meinen sich
durch diese Rede von der Schuld an der Shoah entlasten zu können.
Wir dürfen ebenso nicht zulassen, dass Muslimas und Moslems pauschal für die
Verbrechen der Hamas am 7. Oktober 2023 und in der Folgezeit verantwortlich
gemacht werden. Die übergroße Mehrheit der Muslime verurteilt das aktuelle
Vorgehen der israelischen Regierung in Gaza, aber sie verurteilt genauso den
menschenverachtenden Terror der Hamas, der sich gegen Israel richtet, und
auch gegen Palästinenserinnen und Palästinenser in Gaza."
Pressemitteilung des Niedersächischen Landesbeauftragten gegen Antisemitismus und für den Schutz jüdischen Lebens