Dr. Gerhard Wegner, der Niedersächsische Landesbeauftragter gegen Antisemitismus und für den Schutz jüdischen Lebens, wandte sich in seinem Beitrag zur Gedenkveranstaltung am 7. Oktober 2025 in Braunschweig gegen jeden Antisemitismus:
"Wir erinnern uns heute an den Beginn, an den 7. Oktober 2023, diesem fürchterlichen Terrorakt der Hamas gegen Israel mit der Ermordung so vieler Unschuldiger und der Geiselnahme von etwa 250 Menschen, darunter auch Deutsche. Das war nicht einfach irgendein Angriff, sondern ein unversöhnliches Zeichen, das den Israelis und allen jüdischen Menschen auf der Welt anzeigen sollte, dass sie vernichtet werden sollen. Der Angriff der Hamas am 7. Oktober richtete sich gegen die Existenz Israels und gegen alles Jüdische. Die Hamas steht in der Tradition des Holocaust – das muss man deutlich sagen. Deswegen kann es für Israel auch keine Nachbarschaft mit der Hamas geben, auch nach einem Frieden nicht.
In diesen Tagen sieht es seit langer Zeit zum ersten Mal so aus, als könnten der Krieg und das Leiden beendet werden und die Geiseln endlich freikommen. Was für eine Hoffnung! Dann könnten neue Pläne für eine friedliche Zukunft des Gazastreifens ohne den Terror der Hamas gemacht werden und über einen staatlichen Wiederaufbau nachgedacht werden, von dem keine Bedrohung mehr auf Israel ausginge. Großartig wäre das! Es stünde dann die eigentliche Herausforderung nach dem 7. Oktober 2023 an: ein friedliches Zusammenleben von Israelis und Palästinensern zu gestalten, damit sich solch eine Katastrophe nicht noch einmal wiederholt. Nur, wenn das gelingt, wäre der Krieg beendet.
Israel hat die Hamas mittlerweile militärisch in die Defensive gedrängt. Aber in der Öffentlichkeit nicht nur unseres Landes sieht es anders aus. Was am 7. Oktober 2023 nur einige wenige Menschen zeigten, ihre offene Freude darüber, dass sich die Terrorgruppe gegen Israel erhob, scheint sich immer weiter durchzusetzen. Der Hass auf alles Jüdische, auf Israel hat in einem Ausmaß zugenommen, das jeder Beschreibung spottet. Er führt zu Anschlägen auf jüdisches Leben überall in der Welt, sei es aktuell in England oder zur Verhaftung von mutmaßlichen Hamas-Mitgliedern hier in Deutschland, die Anschläge vorbereiteten. Wer sich nicht klar von den Tätern des 7. Oktober distanziert und dies zur Maxime seines Handelns macht, macht sich mitschuldig an den Angriffen auf jüdisches Leben!
Und das gilt auch für viele von denen, die sich über Israels militärisches Vorgehen moralisch empören. Glaubwürdig wäre das nur, wenn es mit einer klaren Verurteilung der Hamas einherginge und nicht mit der Unterstützung von Boykottforderungen gegenüber Israel! Wer Israel vom ESC oder der UEFA ausschließen möchte oder gar jüdische Dirigenten auslädt, dem kann nicht abgenommen werden, dass er dies aus edlen humanen Motiven betreiben würde. Denn solche Haltungen haben im Kern nichts mit dem aktuellen Konflikt zu tun: sie sind Antisemitismus pur – ob aus einer linken oder rechten politischen Ecke.
Es war vor gut 50 Jahren kein geringerer als Jean-Paul Sartre, der den palästinensischen Anschlag auf Israels Sportler 1972 bei den Olympischen Spielen in München mit den Worten rechtfertigte: „Dieses verlassene, verratene und verbannte Volk – die Palästinenser – kann seinen Mut und die Kraft seines Hasses nur zeigen, indem es tödliche Angriffe organisiert.“ Den palästinensischen Terrorismus als einzigen Ausweg zu verharmlosen, ist zur traurigen Tradition in Teilen der Linken geworden.
Vollkommen absurd wird es, wenn mittlerweile eine Mehrheit der Deutschen die Meinung vertritt, dass Israel mit den Palästinensern genau das mache, was seinerzeit die Nazis mit den Juden gemacht hätten: die israelischen Juden seien die neuen Nazis. Und dann wird Gaza mit Auschwitz verglichen. Merkt man gar nicht, wie unerhört diese Vergleiche sind?
Wahrscheinlich sind dies genau jene Menschen, die auf der anderen Seite dazu auffordern einen Schlussstrich unter die Vergangenheit des Holocaust zu ziehen, denn damals war ja auch nicht alles schlecht!
Aus einer Perspektive der Menschlichkeit gibt es nur die Möglichkeit konsequent gegen allen Judenhass aufzustehen und das gerade heute, genau zwei Jahre nach dem 7.Oktober 2023. Nur vor dem Hintergrund einer grundsätzlichen Solidarität mit Israel kann auch die Kritik an Israels Vorgehen in Gaza oder im Westjordanland glaubwürdig sein. Nur so lässt sich wirklich Frieden stiften. Alles andere ist mehr oder minder verkappter Antisemitismus.
In diesem Sinne: Gegen jeden Antisemitismus! Solidarität mit Israel!"
Pressemitteilung des Niedersächischen Landesbeauftragten gegen Antisemitismus und für den Schutz des jüdischen Lebens