Oldenburg: Erinnerungsgang zur Pogromnacht von 1938

Nachricht 05. November 2025
Die neue Oldenburger Synagoge in der Leo-Trepp-Straße 15, Foto: Joachim Kohler HB / Wikimedia.

Oldenburg (epd). In Oldenburg werden am 10. November rund 1.000 Menschen zu einem Rundgang in Gedenken an die Pogromnacht vom 9. November 1938 erwartet. Sie werden dabei der Route folgen, auf der 1938 jüdische Bürger von Nazis durch die Innenstadt getrieben wurden, wie die Stadtverwaltung am Dienstag mitteilte. Der „Erinnerungsgang“ sei seit mehr als 40 Jahren „ein Zeichen für die Solidarität mit unseren jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern“. Er zeige, „dass für Rassismus und Fremdenfeindlichkeit in einer offenen Stadt wie Oldenburg kein Platz ist“.

Am 9. November 1938, in der sogenannten Reichspogromnacht, wurde auch die Oldenburger Synagoge von den Nationalsozialisten zerstört und niedergebrannt. Noch in der Nacht wurden alle jüdischen Männer der Stadt verhaftet und am Morgen danach vor den Augen der Bevölkerung durch die Innenstadt getrieben. Am nächsten Tag wurden sie ins Konzentrationslager Sachsenhausen bei Berlin deportiert.

Der „Erinnerungsgang“ folgt seit 1981 alljährlich der Route durch die Stadt. Seit 2005 übernimmt jährlich eine Oldenburger Schule die Schirmherrschaft und unterstützt den Arbeitskreis „Erinnerungsgang“ mit Workshops und Projekten. In diesem Jahr ist das die Paulus-Schule Oldenburg.

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Hintergrund: Reichspogromnacht

Mit den Novemberpogromen vor 87 Jahren gingen die Nationalsozialisten zur offenen Gewalt gegen die jüdische Minderheit vor. Höhepunkt war die Reichspogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938. Es brannten Synagogen, jüdische Geschäfte und Wohnungen wurden verwüstet und jüdische Bürger misshandelt und getötet.

Als Vorwand für die Übergriffe diente den Nationalsozialisten das Attentat des aus Hannover stammenden 17-jährigen Juden Herschel Grynszpan auf den deutschen Diplomaten Ernst vom Rath am 7. November 1938 in Paris. Propagandaminister Joseph Goebbels nutzte die Gelegenheit, um bei einem Treffen von Parteiführern in München das Signal für die Gewaltaktionen in ganz Deutschland und Österreich zu geben.

Wissenschaftler gehen heute davon aus, dass während und infolge der Gewalt mehr als 1.300 Menschen getötet und mindestens 1.400 Synagogen stark beschädigt oder zerstört wurden. Nach den gewaltsamen Übergriffen begann auch die flächendeckende staatliche Enteignung jüdischen Besitzes.

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