Hannover (epd). Angesichts von Rekordzahlen bei Wohnungslosigkeit in Deutschland hat die Diakonie in Niedersachsen rasche Änderungen in der Wohnungspolitik angemahnt. „Wohnen ist ein grundlegendes Menschenrecht“, sagte Diakonie-Vorstandssprecher Hans-Joachim Lenke am Dienstag dem Evangelischen Pressedienst (epd). Am Montag war bekannt geworden, dass im vergangenen Jahr Zählungen zufolge mehr als eine Million Menschen in ganz Deutschland wohnungslos waren. Lenke betonte, sicherer und individueller Wohnraum müsse allen Menschen zugänglich sein.
Nach Hochrechnung der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe hatten 2024 bundesweit mindestens 1.029.000 Menschen keine eigene Wohnung. Rund 56.000 lebten demnach ganz ohne Unterkunft auf der Straße. Im Vorjahr 2023 waren es 928.000 wohnungslose Menschen, darunter 54.000 Obdachlose.
Neben Wohnungsbau ist auch Prävention gefordert
Lenke sagte am Dienstag, es brauche dringend eine soziale Wohnungspolitik, „die bezahlbaren Wohnraum tatsächlich schafft“. Ebenso wichtig sei, dass wohnungslose Menschen Zugang zu diesem Wohnraum erhielten. „Dafür müssen Diskriminierung auf dem Wohnungsmarkt und strukturelle Hürden abgebaut werden. Zudem ist eine wirksame Prävention gegen Wohnungsverlust notwendig.“
Der sogenannte „Nationale Aktionsplan 2030“ zur Überwindung von Obdach- und Wohnungslosigkeit habe große Hoffnungen geweckt, sagte Lenke weiter. „Doch ein echter politischer Kurswechsel bleibt bislang aus.“ Aktuelle Anstrengungen werden aus seiner Sicht kaum dazu führen, dass die Zahl der Betroffenen in den kommenden Jahren spürbar sinkt.
Unterstützung von der Landesarmutskonferenz
Auch der Geschäftsführer der Landesarmutskonferenz, Fabian Steenken, schloss sich Lenkes Forderungen an. „Wenn über eine Million Menschen kein Zuhause haben, ist das kein Zufall, sondern das Ergebnis politischer Entscheidungen und jahrelangen Wegschauens“, sagte Steenken. Für die Betroffenen sei diese Rekordzahl kein abstrakter Wert, sondern täglicher Kampf ums Überleben. „Im Winter erfrieren jährlich Menschen auf der Straße und das in einem der reichsten Länder der Welt.“
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