„So ergibt das einen Sinn…“

Nachricht 04. April 2025

Seminartag beim Kirchlichen Dienst in Polizei und Zoll

Pfarrer A. Kullik beim KDPZ-Seminartag: „Sinn ergibt sich in der jeweiligen Lebenssituation – Sinn kann nicht gemacht werden.“ Foto: KDPZ

Was sind die Top Ten in unserem Leben, die uns besonders viel Sinn vermitteln? Interessanterweise sind es nicht das Glücksempfinden oder der Genuss. Eine der stärksten Lebensbedeutungen von Sinn lässt sich in der sogenannten Generativität finden. Gemeint ist damit, dass man beispielsweise Wissen an die nachfolgende Generation weitergeben kann. Wir wissen heute, wie wichtig Sinnerfüllung für eine zufriedene Lebensführung ist.

So hat der Kirchliche Dienst in Polizei und Zoll (KDPZ) auf seinem jährlichen Seminartag Anfang April danach gefragt, wo im Dienst oder auch im privaten Alltag so etwas wie Sinnerfahrungen möglich sind. Was haben Psychologie, Philosophie und Theologie dazu zu sagen?

In einem ersten Impuls wurden die Erkenntnisse von Viktor E. Frankl, einem österreichichen Psychiater des 20. Jahrhunderts, in einem Vortrag von Pastor Marcus Christ beschrieben. Frankl hat die Zeit der Nazidiktatur im Konzentrationslager mit all seinen Grausamkeiten überlebt. Dass uns ausgerechnet ein ehemaliger KZ-Häftling etwas über den Sinn sagen kann, sei schon erstaunlich, so Christ. Frankl beklagte schon damals, dass vielen Menschen der Sinn abhandengekommen sei, obwohl die Frage nach dem Sinn etwas zutiefst Menschliches ist. Er kämpfte immer leidenschaftlich dafür, auch für suizidale Menschen den Lebenssinn erfahrbar zu machen. Allerdings verlangte er seinen Patienten auch eine Menge ab. Frankl wies nämlich darauf hin, dass der Mensch immer die Freiheit habe, wie er auf lebensverändernde Ereignisse reagiert. Man könne daran verzweifeln und resignieren oder aber sich der Situation stellen und letztendlich daran wachsen. Als Motivationskraft sah Frankl den Willen des Menschen nach Sinn im Leben und hat aus dieser Erkenntnis seine Logotherapie entwickelt.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Seminartags sahen in ihrem Dienst in der Polizei zahlreiche Gelegenheiten für ein intensives Sinnerleben: Beispielsweise sich für die Gesellschaft zu engagieren, für Menschen in Notlagen da sein zu können oder sich für Gerechtigkeit einsetzen zu können. Sogar in den Situationen, in denen es anstrengend wird, weil man für das Gute einsteht und in erster Reihe einer Einsatzhundertschaft seinen „Kopf hinhält“, gebe es diese Momente von Sinnerfahrung. Im Laufe ihrer Dienstzeit bemerken viele Polizistinnen und Polizisten eine Veränderung ihrer Bewertungen und damit ihr Sinnerleben. „Die Bedeutung unserer verfassten Grundordnung schätze ich heute viel höher ein“, so eine Polizistin. „Mein Team ist für mich heute sogar noch wichtiger als früher“, stimmte ihr ein Kollege zu. „Wenn ich einen Täter fassen konnte, finde ich meinen Dienst super-sinnvoll“, erinnerte sich ein Polizeibeamter.

Im Referat über die Psychologie des Lebenssinns begeisterte Pfarrer Axel Kullik die Zuhörerschaft. Die Forschungsergebnisse von Tatjana Schnell, eine Professorin in Wien und Oslo, ließen viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer aufhorchen. So sei beispielsweise der Unterschied der sinnstiftenden Lebensbedeutungen zwischen Mann und Frau interessant. Sie seien in der Regel gegenläufig. Während bei den Männern die Faktoren wie Herausforderung, Macht, Wissen, Freiheit und Leistung hoch im Kurs stünden, würden diese Ideale von Frauen eher als unwichtig bewertet. Frauen betonten dagegen Fürsorge, Gemeinschaft und Bewusstes Erleben, wofür sich die Männer statistisch gesehen nicht so sehr interessierten.

Die Beschäftigung mit dem Thema „Sinn im Leben“ hat zahlreiche Teilnehmerinnen und Teilnehmer inspiriert, an diesem persönlichen Lebensthema weiterhin dran zu bleiben.

Mehr Informationen

Mehr Informationen zum Seminarangebot des Kirchlichen Dienstes in Polizei und Zoll (KDPZ) finden Sie hier.