Verantwortung wahrnehmen – Begegnung mit Betroffenen als Auftrag der Kirche

Nachricht 04. September 2025
Foto: Christoph Goos

"Wie können wir Menschen begegnen, die im Raum der Kirche sexualisierte Gewalt erfahren haben? Wie können wir ihre Situation besser verstehen? Welche Rahmenbedingungen sind wichtig?" An diesen Fragen arbeiteten am 4. September 2025 Mitglieder des Rates der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen und einer Vertreterin der Bremischen Evangelischen Kirche einem ganztägigen Coaching.

Jens Lehmann, stellvertretender Vorsitzender des Rates, erlebte den Tag als intensiven Austausch über zentrale Fragen verbunden mit einem hohen Erkenntnisgewinn. „Wir werden zukünftig noch einmal neu überlegen, wie wir angemessene und sichere Gesprächs- und Begegnungsräume schaffen, die wechselseitigen Erwartungen jeweils klären und eine Kultur der Achtung ermöglichen, die in andere Bereiche von Kirche hineinwirkt.“

„In den Gesprächen mit von sexualisierter Gewalt betroffenen Personen wird immer wieder deutlich, wie entscheidend es ist, ihr individuelles Erleben und ihre je eigene Lebensgeschichte zu respektieren. Dieser Tag ist uns wichtig, um vor diesem Hintergrund unser Handeln zu prüfen und zu hinterfragen – damit Begegnung einen Raum für Verständigung eröffnet“, erklärte Landesbischof Ralf Meister aus Hannover.

Der inhaltliche Auftakt widmete sich der Theorie der Traumafolgen: Wie entstehen Traumatisierungen – und welche Spuren hinterlassen sie in Kindheit und Erwachsenenalter? Eine anschließende Diskussion vertiefte diese Fragestellungen und eröffnete differenzierte Perspektiven auf die komplexen Dynamiken traumatischer Erfahrungen.

Anschließend rückte die institutionelle Dimension in den Fokus. Begegnung ist nicht ausschließlich auf individueller und emotionaler Ebene verortet. Sie setzt vielmehr eine Haltung voraus, die ernsthaftes Zuhören und sensible Aufmerksamkeit mit einem klaren Bewusstsein für die Verantwortung der Kirche verbindet. Vor diesem Hintergrund wurde die bisherige Rolle der Institution in der Aufarbeitung kritisch reflektiert.

Die Mitglieder des Rates planen ein weiteres Coaching im nächsten Jahr, auch um die Erfahrungen zu evaluieren.